Es stimmt natürlich Alles, was Du sagst. Wobei es jetzt gerade, zumindest was den Verlauf des WM-Standes betrifft, ein wenig spannender zugeht als oftmals in den letzten zwanzig Jahren. Aber mit bloß drei verschiedenen Marken in der Top-Class (Toyota, Hyundai, Ford/M-Sport) ist das trotzdem eine sehr laue Geschichte. Wobei sich der Verfall des Rallyesports auch noch in vielen anderen Dingen bemerkbar macht.
Da ich mich schon seit Jahrzehnten mit Rallyes beschäftige und mit den Geschehnissen und Abläufen dabei gut vertraut bin, kenne ich diese Probleme nur zu gut. Aber was will man sich erwarten, wenn unter Anderem die Technik-Regeln so sehr nach Schema F gestaltet sind, daß sie - wie man an der Sport-Praxis ja sieht - nur von einer extrem kleinen Anzahl von Werken angenommen und genützt wird.
Ich könnte mir gut vorstellen, daß die hier praktizierte starke Betonung auf Einheitstechnik ein Hinderungsgrund für viele Fahrzeug-Hersteller ist, sich im Rallyesport zu beteiligen. Weil man hier ja wenig bis gar nicht seine Produkt-Identität und technologische Ausrichtung zur Schau stellen kann. Und Motorsport, gerade auf einer solchen Profi-Ebene wie der Rallye-Weltmeisterschaft, ist eben einmal auch ein Wettbewerb der Konstrukteure und technischen Planer. Die ihre Konzepte einsetzen und dabei nach Erfolg streben können sollen.
Das betrifft vor Allem die höchste Fahrzeug-Ebene, aber auch in den Kategorien darunter, bis hin zu Rally5, sehe ich einige ungenützte Möglichkeiten, mehr Wagen-Produzenten für die Erzeugung passender Wettbewerbs-Fahrzeuge zu gewinnen. Denn dafür gibt es sicher auch eine starke Nachfrage. Wenn das Qualität-Preis-Verhältnis stimmt. Die breite Basis des Sports wird es danken. Und zum Star zu werden, ohne die Möglichkeit zu haben, ganz "Unten" seine ersten Lorbeeren zu verdienen, ist relativ schwierig.
In jedem Fall wäre es wichtig, sich etwas einfallen zu lassen, wie man mehr Auto-Hersteller für ein Rallye-Engagement motivieren kann. Quer durch alle Klassen. Letztendlich ist es auch zu überlegen, ob es wirklich zielführend ist, den Werken den Einbau eines Hybridantriebes vorzuschreiben (auch bei Rally1). Oder ob es nicht besser wäre, die Option dafür offen zu lassen. Und dafür auch einen reinen Elektroantrieb zuzulassen - unter bestimmten Vorgaben bezüglich Ladens, Akku-Austausch oder Ähnlichem.
Es ist recht einfach zu verstehen: Sind mehr Marken vertreten, ist das Wettbewerbsgeschehen automatisch bunter und sehenswerter, und der Sport wird mehr Anhänger und Unterstützer haben. Und gerade die Plätze in einem Rally1-Wagen sind so begehrt, daß man sie auch bei einer mindestens dreifachen Beteiligung als jetzt sehr schnell mit Fahrern auffüllen könnte, die wirklich viel können. Kandidaten dafür, wenn man es ehrlich betrachtet, gibt es mehr als genug.
Im Bereich der technischen Vorgaben ganz massiv umzudenken, halte ich für vordringlich, um vor Allem die Rallye-Top-Ebene wieder mit maximalem Leben zu erfüllen. Man sollte aber auch die Bereiche Streckenlänge/-charakteristik nicht außer Acht lassen. 400 WP-Kilometer als Untergrenze, und Schotter/Asphalt gemischt, und es wird auch da wieder richtig interessant...